Engine Problems

Moin moin, liebe Leser!
Vielleicht liegtÂŽs am herrlichen FrĂŒhlingswetter, am Vogelgezwitscher …….. aber irgendwie kommen mir im Moment lustige, wenn auch etwas frivole Erlebnisse aus meiner Seefahrtszeit in Erinnerung!

Los Angeles an einem hellen,heissen, sonnigen Nachmittag eine Stunde vor Auslaufen, also die Zeit, wo alle LandgÀnger wieder an Bord sein sollten!
…..doch leider fehlt der 3. Ingeneur ! Über die Lautsprecheranlage ausgerufen, ĂŒberall gesucht ……er ist nicht an Bord!
Doch einem der Seeleute fĂ€llt ein:“Halt mal, den hab ich vor ÂŽner Stunde noch im „Red Butterfly“ gesehen, da guckte er den Striptease-TĂ€nzerinnen zu!“
Also hat der „Alte“, der KapitĂ€n, den 2. Ingenieur mit dem Taxi losgeschickt, um den 3. unter Androhung schwerster Strafen schnellstens zurĂŒck an Bord zu holen.
Naja, das dauerte, und dauerte, und dauerte, bis der inzwischen vor Wut wie ein Wasserkessel fauchende KapitĂ€n die Hafenbehörden anrufen musste, und um LiegezeitverlĂ€ngerung bitten musste :“We canÂŽt leave, we have got engine problems!“
Ja, so könnte man wohl das nennen , wenn zwei Ingenieure fehlen!
Eine gute Stunde und etliche WutausbrĂŒche des KapitĂ€ns spĂ€ter fauchte dieser den Leitenden Ingenieur an, er solle sofort seinen A…. in Bewegung setzen, und seine fehlerzogenen undisziplinierten Untergebenen schleunigst an Bord holen ! „Und nehmen sie die Funkerin als Aufpasserin und Anstandswauwau mit, die wird ja wohl nicht auf die Weiber in der Bar reinfallen!“ brĂŒllte der Alte dem betreten dreinschauenden Leitenden ( oder in dem Fall Leidenden) hinterher!
Also zogen wir beide los, um die AbtrĂŒnnigen zu suchen, und fanden sie auch, wie erwartet, im schummrig-roten DĂ€mmerlicht des „Red Butterfly“! Der 3. Ing volltrunken im Stadium der „weissen MĂ€use“, den 2. Ing etwas weniger betrunken , aber völlig auf die „Damen“ an der Tanzstange auf der BĂŒhne fixiert!
„Na ja“ meinte der Leitende Ing zu mir „ das Auslaufen ist eh verschoben, der Weg war weit, draussen ist es heiss und ich hab Durst – eigentlich können wir beide auch noch ein Bierchen trinken!“
Der Logik konnte ich mich natĂŒrlich nicht entziehen, und so haben wir beide erst mal ein Bier bestellt. Inzwischen hatten sich meine Augen an das verrĂ€ucherte DĂ€mmerlicht gewöhnt, und ich stellte beim Rumgucken fest, dass ich die einzige Frau im Raum war – mal abgesehen von den hĂŒbschen, beweglichen Fast-Nackedeis auf der BĂŒhne!
Und ich stellte fest, dass ich mal muss !
Also ging ich auf die Suche nach der „Ladies Toilet“ durch eine SeitentĂŒr …… und landete in einem dĂ€mmrigen Gang, wo ein Mann mich stoppte mit den Worten: “No customers here“ ( Kunden sind hier nicht erlaubt) . Dem erwiderte ich, ich suche doch nur die Damentoilette. Betretenes Schweigen …. so was gabÂŽs da nicht, weil es eben in einem solchen Etablissement keine Damen gibt! Aber er erkannte meine Notlage, und fand des Problemes Lösung: ich durfte in die „Privaten RĂ€ume“ der TĂ€nzerinnen und dort deren Toilette benutzen!
Da ich neugierig und nicht schĂŒchtern bin, kam ich nach Erledigung des dringenden GeschĂ€ftes mit den Damen im Schmink- und Umkleideraum ins GesprĂ€ch, und rasch sass ich auf einem Barhocker, und bekam Geschichten aus ihrem Leben erzĂ€hlt. Bei einem – oder zwei – oder drei Glas Sekt bekam ich Schminktips, Anregungen fĂŒr den Kleidungsstil, RatschlĂ€ge fĂŒr aufreizenden Bewegungen und einen eleganten Gang, und die ersten Anweisungen zum Tanz an der Stange!
Die MĂ€dels waren so nett und liebenswert, die GesprĂ€che so anregend, der Sekt so lecker und kĂŒhl, dass mir erst nach geraumer Zeit einfiel, dass ich ja eigentlich als Aufpasserin und Anstandswauwau losgeschickt worden war! Oje!
Also habe ich mich voller gegenseitigen Bedauerns mit Umarmungen und KĂŒsschen-KĂŒsschen von den netten Damen verabschiedet , und habe – selbst nicht mehr ganz nĂŒchtern – meine drei Ingenieure „eingesammelt“ und in ein Taxi verfrachtet. Das ging inzwischen ganz leicht: der 3. und der 2. waren jenseits von Gut und Böse und nicht mehr fĂ€hig, zu protestieren, und der Leitende Ing. hatte noch genug Verstand ĂŒbrig, um mir , wenn auch etwas unsicher auf den Beinen , zu helfen !

An Bord zurĂŒck, erwartete uns natĂŒrlich eine geharnischte Standpauke vom KapitĂ€n – ui ui ui, die hatte was und war unĂŒberhörbar laut !
Aber mittendrin brach das GebrĂŒll plötzlich ab ….. der Alte guckte uns der Reihe nach an ….. fasste sich unglĂ€ubig an die Stirn ….. guckte noch mal hin, und lachte schliesslich schallend los!

Ich, der Anstandswauwau, die Aufpasserin, war der einzige von uns vier „Ausreissern“, der es geschafft hatte, mit einem dicken roten Lippenstiftfleck am Kragen an Bord zurĂŒck zu kommen!

Wau wau!

2 Stunden und etliche kalte Duschen spĂ€ter waren dann die „engine problems“ behoben und wir konnten auslaufen!