Thai Massage – Genuss oder Langeweile

Wikipedia sagt:
Die traditionelle Thai-Massage (TTM ) ist eine Massage-Technik, die in Thailand unter der thailändischen Bezeichnung Nuad Phaen Boran (Thai: นวดแผนโบราณ) bekannt, was soviel bedeutet wie „uralte heilsame Berührung“. Im westeuropäischen Raum nennt sie sich auch Thai-Yoga-Massage.[1] Die Thai-Massage besteht aus passiven, dem Yoga entnommenen Streckpositionen und Dehnbewegungen, Gelenkmobilisationen und Druckpunktmassagen. Zehn ausgewählte Energielinien (Thai: สิบเส้นsip sen), die nach aryurvedischer Lehre den Körper als energetisches Netz durchziehen, werden über sanfte Dehnung und mit dem rhythmischen Druck von Handballen, Daumen, Knien, Ellenbogen und Füßen bearbeitet. Die Thai-Massage findet bekleidet auf einer Bodenmatte statt. Traditionell dauert sie 2½ Stunden und zeichnet sich durch ihren dynamischen kraftvollen Aspekt aus.
In der Lehre der Thaimassage korrespondiert der Druck auf bestimmte Marmapunkte und Energielinien mit der Linderung folgender körperlicher Leiden :

  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Verstopfung
  • Durchfall
  • Ohrensausen
  • Schlafstörungen
  • Schock
  • Husten
  • Knieschmerzen
  • Rückenschmerzen

In Thailand ist die Thai-Massage selbstverständlicher Teil des Alltags

  • Sie wird im familiären Umfeld oder von örtlichen Meistern zur Gesundheitsvorsorge praktiziert
  • Zur Regeneration findet sie in Krankenhäusern Anwendung.
  • In meist abgewandelter Form wird sie in der Tourismusbranche angeboten.

Tourismusbranche – okay, hüstel, hüstel….. nun, wir sind ja nicht in diesem Sinne Touristen hüstel hüstel…….

Gestern während des Tages im und am Beach House des Dr.S. wurde uns eine Thaimassage oder wahlweise eine Ölmassage angeboten. Für die Patienten war der Service kostenlos, für mich als Gast kostete eine einstündige Massage 400 Baht, also 10 Euro.
Ich bin ja so ein „Fass-mich-nicht-an-Typ“ und hasse alles, bei dem irgendwer an mir rumgrabscht ….Ärzte, Friseure, Manicüre-Damen …….nenn´s, und ich mag´s net! Hab auch schon mal einen Geschenkgutschein für so ´ne Wellnesgeschichte verfallen lassen, weil so Grabbelei eben nicht mein Ding ist. „Rühr-mich-nicht-an“ ist mein zweiter Vorname.
Und dann denke ich immer: wie unangenehm muss es für einen Menschen sein, an einem nicht mehr ganz jungen Körper herum zu machen? Wenn der „Patient“ noch jung und schön ist, okay, aber wenn er nur noch „und“ ist……….Mir ist das peinlich!

Aber alle schwärmen von „Massage“, und hier wird sie angeboten, also probier ich´s doch mal aus! Bin ja ganz mutig! Und wenn schon, dann denn schon: Ölmassage. Obwohl……….meine Gesine kam nach der Massage so ganz glibberig zurück……aber: ich kann den Schmierkram hinterher ja abwaschen.
Also hoch ins helle, angenehm temperierte Massagezimmer. Dort bedeutete mir eine freundliche mittelalterliche Dame (oder war´s ein Herr? Ich weiss es nicht, es war nicht klar zu erkennen), ich solle mich bis auf´s Höschen ausziehen.
Ups, doch Tourismusbranche? Naja, immerhin ist das Höschen sauber! Brav habe ich mich auf die Massageliege auf den Bauch gelegt, und los ging´s, mit viel Öl, an den Füssen und Beinen………….nein, halt, an einem Fuss und einem Bein. Der Rest meines Luxus?körpers war durch ein Tuch abgedeckt.
Man hatte mir Brille und Uhr abgenommen…………vergeht die Zeit eigentlich gar nicht? Man, nun ist doch endlich das zweite Bein dran………….oje, kann eine Stunde ( so lange sollte das Ganze dauern) denn wirklich sooooo lang sein?
Nach endlos scheinender Zeit dann der Rücken und Oberarme. Okay, das war recht angenehm, aber mach hinne, Mensch! Dat geit doch schneller!
Umdrehen. So liegt es sich ein bisschen besser, und man kann zumindest den hübschen Ventilator an der Decke angucken und dessen Umdrehungen zählen.Und ´ne Wanduhr sehe ich auch………..erst eine halbe Stunde rum? Ich habe den Eindruck, die macht hier ´ne Doppelschicht bei mir!
Wieder Beine – autsch – verflixt, die findet die verspannten Sehnen und Muskeln an dem Knöchel, an dem ich vor über einem Jahr einen Bänderriss hatte – der natürlich nicht behandelt wurde – „Rühr-mich-nicht-an“, wie gesagt!
Nun wurde das Tuch verschoben……..die will meinen Bauch freilegen………..is nich! Ein deutliches „NO“ stoppte diese action!
Schultern und Arme waren nun dran. Als erstes bog mir der/die Masseur die verkrampfen Hände auf und massierte die Druckstellen weg – da, wo sich meine Fingernägel in die Hand gegraben hatten. Und das war jetzt wirklich angenehm! Die Hand- und Armmassage konnte ich nun wirklich geniessen, das war schön! Und auch die abschliessende Schultermassage empfand ich als entspannend und angenehm.
Aber ich war dann doch froh, als die Stunde um war, ich wieder aufspringen und in mein Kleid schlüpfen konnte und mich mit einer höflichen Verbeugung und einem „Korn Khun Kaa“ verabschieden konnte! Endlich wieder bewegen dürfen! Nicht mehr dumm rumliegen müssen!
Also: mein „Ding“ ist das nicht, so ´ne Massage. Mit der Zeit kann ich was besseres anfangen! Obwohl…………..das mit den Händen und den Armen…………………das hatte was. Und die Schultern vielleicht?……oder den Rücken? Und dem vor einem Jahr verletzten Fussknöchel, dem hat´s zumindest nicht geschadet! Neeee, aber nicht noch mal mit mir! Bin ja ein stures „Rühr-mich-nicht-an“!
Lach!

Liebe Grüsse
Anette

Anette hat es ja schon geschrieben:Die Thaimassage wird….

  • In meist abgewandelter Form in der Tourismusbranche angeboten.

Als ich vor über dreißig Jahren das erste mal in Bangkok war, als AZUBI auf einem Frachter, gehörten gewisse Dinge nun einmal dazu, wenn man endlich Landgang hat. Zum einen es galt Seide zu kaufen, zum zweiten der Besuch eines Massagepalastes.
Der Taxifahrer kannte seine Seeleute, und verstand deshalb auch die Worte Silk und Massage, ausserdem kannte er noch zwei Worte in Deutsch „Neckermann Schei…e“, ein Beweis, dass er sich auch mit deutschen Touristen auskannte. Der Taxifahrer brachte uns damals erst zu einem Stoffladen, wo ich ohne jede Ahnung irgendwelche Seidenstücke als Mitbringsel für meine Mutter kaufte. (Ich möchte fast wetten die waren jetzt noch in der Erbmasse) und danach fuhr uns der Taxifahrer zu irgendeiner dunklen Kaschemme, wo hinter einer Glasscheibe ein paar Mädchen desinteressiert Fernsehen guckten.
Na toll, da suchte man sich ein Mädchen aus der Auslage aus, wie ein Hemd, oder eine Armbanduhr, und kann noch nicht einmal vorher hören, wie sie tickt.
Ich wählte also irgend ein Mädchen aus, die wurde auf einer Aufseherin aus dem Schaufenster gerufen und wir gingen in ein großes Badezimmer. Das Mädchen ließ Wasser in die Badewanne ein, und forderte mich auf, darin Platz zu nehmen. Sie stieg dann zu mir in die Wanne und seifte mich ab. Danach verlangte sie von mir, dass ich es mir auf einer Massageliege, die auch in dem Zimmer stand bequem machte. Und dann begann sie tatsächlich meine Gliedmassen zu massieren.
Ich weiss nicht mehr, wie lange sie sich damit aufschoss, ich weiss nur noch, dass sie irgendwann auch auf die Pritsche stieg, und die Massage mit dem beendete, was ihr alle ja nun schon erwartet habt.

Jetzt, wie gesagt über dreißig Jahre später, und kurz nach der Operation, die meinen Körper an mein weibliches Wesen angeglichen hat, bot sich die Gelegenheit eine Thaimassage neu zu erleben. Nur war es diesmal nicht eine Kaschemme, sondern das Strandhaus von Dr. Suporn. Für die Patientinnen gehört eine solche Massage zum Service der Klinik.
Auf der Suche nach einer freien Toilette war ich in eines der Schlafzimmer des Hauses gelangt. Und dort erwischte mich eine der Betreuerinnen der Klinik. „Gesine, schön das Du da bist, zieh das Top von deinem Bikini aus und leg Dich dort aufs Bett. Hier ist ein Handtuch“. Ok, ganz so schnell lief es dann doch nicht. Erst musste ich das erledigen, weshalb ich überhaupt in dieses Zimmer gekommen war, und dann stellte die Masseurin fest, dass das Bett zu weich ist, also musste ich auf eine Matratze auf dem Fussboden umziehen. Dort lag ich dann im Bikinihöschen und einem Handtuch über dem Busen auf dem Rücken und harrte der Dinge, die da kommen würden.
Die Masseurin, eine Frau in meinem Alter, kniete sich zu meinen Füßen nieder, faltete die Hände im traditionellen Thaistil vor dem Gesicht. Ich dachte sie wolle mich noch einmal offiziell grüßen, tatsächlich schien sie aber ein Gebet zum Beginn ihrer Arbeit zu sprechen.
Und dann zog sie mir das Handtuch vom Oberkörper, legte es über das eine Bein, und begann das andere Bein durchzukneten. Immer mit Öl an den Händen, damit ihre Hände gut über die Haut rutschen. Vom Höschen bis zum Fuß, Zentimeter für Zentimeter, Muskel für Muskel, Sehne für Sehne. Dann den Fuß, jeder Knöchel wurde einzeln bewegt, jede Gelenkkapsel gedehnt. Dann das selbe mit dem anderen Bein, dann der Bauch, Brustkasten, Schultern, dann einen Arm nach dem anderen bis zu den Händen. Dann musste ich mich auf den Bauch legen und jetzt begann der ganze Weg aufs neue. Und je mehr sie meine Muskeln und Sehnen bearbeitete um so mehr merkte ich, wie ich mich entspannte. Wenn ich eine Katze wäre hätte ich vor Wohligkeit geschnurrt.
Nur als sie zu mir sagte, „You are beautiful“ , während sie meinen Rücken massierte, fühlte ich mich irgendwie an die Massage vor 33 Jahren erinnert. Aber seltsam, damals hatte ich nur eins im Kopf, das Ende— heute als Frau konnte ich jeden einzelnen Moment genießen.
Als sie nach über einer Stunde zu mir sagte, dass sie fertig sei, hatte ich echt Mühe mich hoch zu rappeln und aufzustehen. Meine Logopädin hat mal versucht mir Autogenes Training nahe zu bringen, und am Ende der Sitzung wollte sie, dass ich ganz langsam aus der Entspannung wieder aktiv werde. Ich fand das damals reichlich albern. Nach dieser Massage aber war für mich jede hektische Bewegung unmöglich. So weit meine Eindrücke

Lieben Gruß
Gesine