Mein Funkerleben

Es wird jetzt Zeit, dass ich mich mal vorstelle. Ich werde mich dabei auf das beschränken, was irgend etwas mit funken zu tun hat.

Ich bin von Beruf Kapitän auf Großer Fahrt. Natürlich braucht man für diesen Beruf einen Funkschein, man muss sich ja irgendwie das UKW-Gerät bedienen dürfen. Für alles andere hat man ja einen Funker an Bord. Dachte ich, und entsprechend lässig ging ich mit dem erlernten Wissen um.

Dann wurde ich zu meinem ersten Schiff als nautischer Offizier geschickt. Nach Bremerhaven auf M/S Flora. Die Flora war vom DRK gekauft, und sollte nach Indonesien fahren, um sich um die Vietnamesischen Flüchtlinge, die Boatpeople zu kümmern. Dazu wurde sie in Bremerhaven nach den Wünschen des DRK vom Frachter in ein Hilfsschiff umgebaut.

Gleich an einem der ersten Tage meines Einsatzes kam ein Techniker der Firma Hagenuk an Bord, um eine neue Funkanlage ein zu bauen. Mit allem Schickimicki wie Sitor Fernschreiber, Wetterkartenschreiber, Grenz- und Kurzwellen Sender mit 2kW Ausgangsleistung.

Dieser Techniker erklärte mir, er habe den Auftrag, mich in die Bedienung dieser Funkanlage einzuweisen, denn so wie er gehört habe, habe die Flora eine Ausnahmegenehmigung um ohne Funker nach Singapur zu fahren. Die Aufgaben des Funkers könne der zweite Offizier (ich) übernehmen. Ich muss sagen, ich habe im Laufe dieser Reise viel gelernt, und ich habe verflucht, dass ich das Morsen an der Schule schneller vergessen als gelernt hatte. Als ich irgend wann mit dem Telexgerät nicht klar kam, wollte Norddeich mir hilfreich unter die Arme greifen, auf CW und ich verstand gar nichts.

Ich bin dann noch zwei Jahre zur See gefahren, bis ich aus familiären Gründen beschloss an Land zu bleiben.

Zu der Zeit wurde gerade ein weltweites maritimes Notfall und Sicherheitssystem (GMDSS) aufgebaut, und das Verkehrsministerium hatte der DGzRS in Bremen den Auftrag erteilt, eine maritime Rettungsleitstelle als Teil dieses GMDSS einzurichten.

Diese Leitstelle, MRCC genannt war zum einen die Einsatzleitstelle für die Boote und Rettungskreuzer der DgzRS, aber auch der deutsche Teil eines weltumspannenden Systems von Leitstellen, die sich in einem Seenotfall gegenseitig unterstützen.

Es war spannend zu beobachten, wie diese Leitstelle sich entwickelte. Am Anfang waren wir noch voll auf die Küstenfunkstellen als unser Ohr auf See angewiesen, und Anweisungen an Havaristen oder Hilfeleistende wurden von uns per Telex an Norddeich oder Kielradio geschickt, die das dann auf den entsprechenden Kanälen weiterleiteten. Aber durch die Weiterentwicklung der Satellitentechnik. Kamen die Alarmierungen immer öfter direkt zu uns und wir konnten die Hilfe direkt koordinieren.

Gleichzeitig wurde der internationale Fernmeldeverkehr immer mehr von den Küstenfunkstellen weg über die Satelliten abgewickelt, was den Unterhalt der Küstenfunkstellen nur für den Notverkehr unrentabel machte. Die Aufgabe hat dann die DgzRS

übernommen, die mit einem Netz von UKW Relaisfunkstellen entlang der deutschen Küste die Überwachung des Notverkehrs von Bremen aus bewerkstelligten..

Kein Wunder, dass unsere Kollegen auf den Rettungskreuzern uns immern nur „die Funker“ nannten.

2017 habe ich dann diese Gruppe verlassen, und mich auf den Ruhestand gefreut. Ein Hobby hatte ich mir auch schon ausgeguckt, ich wollte Tauchen lernen. Das klappte auch recht gut, auch wenn ein Alter über 60 nicht unbedingt die beste Einstiegsvoraussetzung ist.

Doch dann schlug Corona zu. Nicht, dass es mich erwischt hat, aber jedes Training viel aus, und damit ging meine Leistungsfähigkeit so weit zurück, dass ich mir gesagt habe, bevor irgend etwas passiert höre ich lieber auf mit diesem Sport.

Damit begann die Langeweile, und um mich zu beschäftigen habe ich halt mal geguckt, was man als Amateurfunker so können muss. Mit dem DARC-Onlinekurs, Moltrecht und derFunktrainer-APP war ich nach 6 Wochen so weit, dass die App mir empfahl, mich zur Prüfung Klasse E anzumelden. Also guckte ich, was für Klasse A notwendig ist, und auch das lief so gut, dass ich mich irgend wann zu Prüfung in Hamburg angemeldet habe, und die Prüfung dann auch gleich auf Anhieb bestanden habe.

Und so stand ich dann da, hatte den Zettel in der Hand, aber hatte von der Praxis des Amateurfunks keine Ahnung, geschweige denn ein Funkgerät.

Die Ortsgruppe lieh mir dann eine uralte Kiste, eine Antenne war auch recht schnell gebastelt, und ich konnte mich an die ersten QSOs wagen.

So nach und nach habe ich dann auch meine Tauchausrüstung verscherbelt (man staunt, wie wenig man für diese teure Ausrüstung noch bekommt). Von dem Erlös habe ich mir dann einen XIEGU G90 angeschafft, und damit experimentiere ich jetzt auf ssb und digimodes.

Und damit das Gehirn nicht einrostet,versuche ich CW zu erlernen, aber das dauert noch.

Soweit bis heute.

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