In den SĂŒdwesten

Der sonnige SĂŒden

Eines unserer ersten und beliebtesten Ziele war natĂŒrlich der sonnige SĂŒden der Insel – zum einen, weil es uns „Nordlichter“ in den SĂŒden und die WĂ€rme zieht, und zum zweiten, weil wir an Vulkanen, Lavaströmen und Ă€hnlichem interessiert sind.

Ich bin ja noch nie zuvor in meinem Leben auf einem Kraterrand spazierengegangenIch habe noch nie einen erkalteten Lavastrom gesehen.
Ich bin noch nie barfuss an einem schwarzen Strand gelaufen ……….
es gibt viele Dinge, die ich noch nie gemacht habe, doch einiges davon möchte ich auf dieser Reise „aufholen“!

 

Vielstimmer Vogelgesang, zum Teil von den ursprĂŒnglichen grĂŒngelben „Canarienvögeln“, begleitet uns, als wir ins Auto steigen, um bei herrlichem Wetter den SĂŒden zu „erforschen“.
Die LP1 fĂŒhrt uns erst durch die Aridane-Ebene , zwischen kleinen Fincas und winzigen Dörfchen , und dann auf 3-400 m Höhe durch KiefernwĂ€lder, unter EukalyptusbĂ€umen und Geröllfeldern mit Kakteen hindurch.

 


Immer wieder sieht man weit unten am Steilhang die KĂŒste mit ihren Bananenplantagen und kleinen Siedlungen, mit schroffen, brandungszerzausten Inselchen und grandiosen Felsformationen –

 

und leider auch die ersten „BausĂŒnden“ zugunsten des Massentourismus, die uns nicht gefallen.

Sogenannte „Miradores“, Aussichtspunkte mit guten Parkmöglichkeiten laden zum Verweilen , zum Staunen und zum Fotografieren ein.

Und auch solche kleine GedenkstÀtten findet man am Strassenrand!

 

 

 

 

 

 

Am sĂŒdlichsten Punkt der LP1 liegt das Örtchen Fuencaliente (Heisse Quelle, so genannt nach einer schwefelhaltigen Heilquelle, die bei einem Vulkanausbruch im 17. Jahrhundert verschĂŒttet wurde) – das Örtchen wird auch Los Canarios genannt . Ein hĂŒbscher, kleiner Ort, mit einem sehr schönen GeschĂ€ft, in dem die Landfrauen ihre Stick- und HĂ€kelwaren ausstellen. Edle Stoffe, wunderbare Handarbeiten und auch die in der Region typischen Malvesierweine kann man dort kaufen – alles nicht ganz billig, doch die QualitĂ€t der Waren rechtfertigt die hohen Preise ! Wie viele Stunden harter Arbeit mĂŒssen in einer wundervoll gehĂ€kelten Gardine stecken …… wenn man sich das richtig ĂŒberlegt, ist der Preis dann durchaus angemessen!
In Fuencaliente fĂŒhren zwei Wege zum Meer, gleich nach dem Ortseingang gehtÂŽs rechts ab nach Las Indias und zu den Vulkanen.
Wir jedoch wÀhlen die ein bisschen weiter östlich gelegene zweite kleine Strasse, die sich in wilden Kurven durch Las Caletas und weiter bis zum Faro de Fuencaliente schlÀngelt.

Hier wird die bisher so grĂŒne Landschaft fast unheimlich. Man fĂ€hrt durch schwarzgraue Lavafelder, in denen man noch genau erkennen kann , wo die Lavaströme einst, zuletzt 1971, geflossen sind.
Die heisse, glĂŒhende Lava hat damals die Landwirtschaft der KĂŒstenebene weitestgehend zerstört, doch das erkaltete Gestein erwies sich als idealer „Speicher“ fĂŒr Feuchtigkeit, und man entdeckte bald, dass dort Wein hervorragend wĂ€chst.
So sind winzige Weinberge entstanden, oft nur zimmergross, von Mauern geschĂŒtzt vor dem kĂŒhlen KĂŒstenwind.

 

 

Am Ende dieser Strasse durch die „Mondlandschaft“ kommt man zum Leuchtturm, besser gesagt zu den LeuchttĂŒrmen. Der alte Leuchtturm war beim letzten Vulkanausbruch von der Lava bedroht, so hat man ihn aufgegeben und einen neuen erbaut.
Neben dem Leuchtturm fĂŒhrt ein SchotterstrĂ€sschen bergab zum Strand. „Eingekuschelt“ zwischen Felsen liegt dort ein winziger Fischerhafen, dessen Boote jetzt im Dezember am Strand „schlafen“. Das Restaurant dieser BlechhĂŒttensiedlung ist jedoch geöffnet, udn wir geniessen einen guten Kaffee und die wundervolle Aussicht.

 

Der gute „Duft“ beim Restaurant macht uns fast Hunger, doch wir verzichten wie immer auf ein Mittagessen und wandern noch ein wenig am Strand entlang.
SpĂ€ter erfahren wir dann aus einem ReisefĂŒhrer, dass das Restaurant dort am Ende der Welt bekannt und beliebt ist wegen seiner hervorragenden Thunfischkroketten! HĂ€tten wir vielleicht doch……..????

Der Strand ist wunderschön anzusehen, doch zum Baden lÀdt er nicht ein!

Ein bisschen verschlafen , ein bisschen Àrmlich, aber irgendwie schön!

 

 

In der NĂ€he des Leuchtturms befinden sich auch die Salinen der Insel, die das gesamte Salz fĂŒr La Palma produzieren.

Es eignet sich fĂŒr SalzbĂ€der, zum Gurgeln bei Halsschmerzen, zur Ă€usseren Anwendung bei Hautproblemen, zum Reinigen fleckiger GlĂ€ser und sogar ….. zum Kochen!

 

 

 

 

Wir trennen uns von diesem schönen Platz, wollen ja noch mehr sehen, und folgen den Hinweisen nach Las Indias, wo wir uns die Vulkane anschauen wollen .

 

 

 

 

 

 

Die Fahrt fĂŒhrt uns durch scheinbar endlose Bananenplantagen , wir fahren wie durch HĂ€userschluchten, und auch die Seitenstrassen sind wie von HĂ€usern eingerahmt!


Faszinierend – soooo viele Bananen !

 

Irgendwie fĂ€llt einem da der alte Song ein:“ ….und um die HĂŒften Bananen !“
(Josephine Baker??)

Um 1 kg Bananen ernten zu können, braucht man fast 1000 l Wasser – habe ich gelesen, nicht ausprobiert – und das Wasser wird durch dicke Rohre aus den höher gelegenen, wasserreiche Bergregionen in die Plantagen geleitet.

Eine einzelne Bananenstaude kann bis zu 50 kg wieder und bis zu 300 Bananen enthalten – auch weder selbst gewogen noch selbst gezĂ€hlt!

Auch wenn es einen wirklich lockt und die Bananen gelegentlich in durchaus pflĂŒckbarer Höhe hĂ€ngen, sollte man keine „stibitzen“ – wenn man eine einzelne Banane aus der Staude bricht, beginnt an dieser Stelle die ganze Staude zu faulen, und der Palmeiro hat einen wesentlich hĂ€rteren Verlust als nur eine kleine Banane, die man , statt sie zu klauen, in jedem Dorfmarkt fĂŒr ein paar Cent bekommt!

Ach ja, die krummen kleinen Dinger sind fast grĂŒn – auch, wenn man sie im Laden kauft, doch nach spĂ€testens einem Tag sind sie goldgelb und lecker – unglaublich lecker, viel besser als „Chiquita“!

GrĂŒn, nur ein bisschen gelb, klein und mit braunen Flecken, so liegen sie auf jedem Markt, in jedem Mercato, und auf den BauernmarktstĂ€nden!
Ich glaube, der Sparmarkt bei uns in Berne könnte die „Abfallbananen“ nicht verkaufen, weil niemand im Norden weiss, wie gut sie sind!

Überall trifft man auf Pickups , vollbeladen mit Bananenstauden, oder mit 2-3 Hunden auf der Laderampe …. oder beides, Bananen und Hunde!

Interessant, sogar faszinierend, doch ein bisschen langweilig auf Dauer!

Ausserdem scheint die Gegend fast ausgestorben, nur wenige Menschen oder Autos sieht man zwischen den „SteilwĂ€nden“.

 

 

Naja, fahren wir eben weiter!

Weiter fĂŒhrt uns die gewundene ( wie denn sonst auf dieser kurvenreichen Insel ?) Strasse Richtung Las Indias, und da kommt schon die beschilderte Abzweigung zum Vulkan de Teneguia.

Wir jedoch folgen der Strasse weiter bis zum Schild „Volcan San Antonio“, weil wir nicht nur den Vulkan , sondern auch das Besucher- und Informationszentrum besuchen wollen.

Letzteres erweist sich als ziemlichen „Schuss in den Ofen“, nur wenige und dazu ausschliesslich spanische Informationen werden dort auf einigen Schautafeln gegeben.

Allerdings kann ich hier eine Briefmarke fĂŒr eine Karte nach zuhause kaufen …. als ich dann frage, wo denn der Briefkasten sei, antwortet der nette junge Mann hinter dem Thresen : „Ich!“

So eckig sah er gar nicht aus – grins!

Und nun gehtÂŽs los, der Tanz auf dem Vulkan!

Ein behindertengerecht ausgebauter Weg fĂŒhrt zu rund einem Drittel am Kraterrand entlang, erst die letzten paar Meter bis zur Aussichtsplattform sind schwerer zu begehen…. allerdings ist der Ausblick sowohl in den kiefernbewachsenen Krater wie auch in die umliegende Landschaft und weit aufÂŽs Meer hinaus auch vom Weg vor der Plattform aus einfach grandios!

 


Keiner von uns beiden hat daran gedacht, den Krater oder den Weg zu fotografieren ….. was sollÂŽs !

 

 

 

Auf den sonnigen Felsen geniessen Lizards – kleine Eidechsen – die WĂ€rme!

 

( das erinnert mich an meine Mutter, die auf Malta meinen Vater erstaunt darauf aufmerksam machte, dass auch dort, genau wie in Indonesien, diese lieben Tierchen den Kosenamen „Lisa“ haben ! Mein Vater musste ihr dann – möglichst ohne zu lachen, weil meine Mutter wegen ihrer mangelnden Englischkenntnisse etwas empfindlich war – klarmachen, dass diese Tierchen im Englischen „Lizard“, zu deutsch Eidechse, heissen und nicht den Kosenamen „Lisa“ tragen ! )

 

Nach diesem Ausflug auf den Vulkan gingÂŽs dann zurĂŒck nach Fuencaliente, und wieder auf der LP1 Richtung Norden.

In San Nicolas links ab, dem Wegweiser nach Puerto Naos folgend , kamen wir ĂŒber weite, schwarze Lavafelder, die in der ansonsten so grĂŒnen und blumenbunten Landschaft erschreckend schwarz, dĂŒster, unheimlich wirken.

Diese unbebaute Geröllhalde nennt sich Tubo Volcanico de Todoque. NatĂŒrlich haben wir mal angehalten und uns diese Steinhaufen in schwarz betrachtet. Irgendwie…..eigenartig, mondmĂ€ssig, unfreundlich, dĂŒster!

Da ziehe ich doch die Farbenvielfalt, die leuchtenden allgegenwÀrtigen bunten Blumen der anderen Landschaften dieser schönen Insel vor!

 

 

 

 

 

Unser nĂ€chstes Ziel war Puerto Naos, in vielen Reiseprospekten abgebildet und empfohlen, und demzufolge …. fest in deutscher Hand!

Wenn man zwischen Taiwan-Kitsch und lokalem Kunsthandwerk unterscheiden kann, gibtÂŽs am Strand ein paar nette GeschĂ€fte, in denen man Andenken fĂŒr sich und die Lieben daheim kaufen kann.

Die StrandcafĂ©s und Bars sind…….. deutsch mit HamburgerkĂŒche.

Im alten Hafen spĂŒrt man noch ein bisschen den Charme des alten Fischerdorfes.

 

 

 

 

 

 

 

 

Der „schwarze Strand“ wurde Touristenmagnet – es gibt ja nicht viele schöne StrĂ€nde auf dieser Insel.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Diese hĂŒbschen Fotos fand ich in einer InformationsbroschĂŒre der Inselbehörden.

Aufgenommen wurde es 1930.

 

 

 

 

 

Interessant, wie sich das so in 75 Jahren verÀndert hat!

 

 

 

 

 

Puerto Naos – einst ein Dörfchen – wurde vor etlichen Jahren als Touristenhochburg „entwickelt“!

Viereckige Wohnklötze, parallele Bettenburgen, wurden symetrisch angeordnet in den Sand gesetzt.

HÀsslich, hÀsslich!

Erst der Erbauer des Hotels „El Sol“ hat diese Tendenz zur Scheusslichkeit ein wenig geĂ€ndert und recht stilvoll und in die Landschaft passend gebaut!

FĂŒr uns waren die „Flieger“ das interessanteste an Puerto Naos. Sie starten weit oben auf den Felsen, und schweben oft stundenlang vor den Klippen ĂŒber der Stadt. Manchmal sind bis zu 30 Menschen gleichzeitig „in der Luft“.

Sie landen auf einem unbebauten GrundstĂŒck am Strand……… oder in den Bananenplantagen, oder gar am Strand zwischen den Netzen der Beachvolleyballer

 

 

 

 

 

 

 

Aber auch Puerto Naos hat seine kitschig schönen Momente!