Naja, nun bin ich schon mal dabei, hab die Briefe und die Fotos vor mir liegen, die Erinnerungen werden lebendig – und da es regnet und ich nicht viel zu tun habe,
schreibe ich einfach mal weiter!
Über den Suezkanal und meine Reisen dort lässt sich vieles erzählen , ernstes, aber auch erheiterndes! Die folgenden Erzählungen sind eine „Zusammenfassung“ der Erlebnisse mehrerer Reisen !
In Port Said „versammeln“ sich die südwärts fahrenden Schiffe, bis ein Konvoy zusammengestellt ist, denn der Kanal wird als Einbahnstrasse genutzt, mal in der einen, dann in der anderen Richtung. Also kann es sein, dass man dort ein paar Tage warten muss.
Port Said ist ein lebhafter Hafen, viele grosse und kleine Boote mit unglaublich geschickten Händlern und Verkäufern schwirren um das Schiff rum. Irgendwann werden die ziemlich lästig, weil sie auch wie die Äffchen über Taue und Ankerketten an Bord klettern, und unser Kapitän befahl dann die „Radikalkur“: den Feuerlöschschlauch einsetzen und zumindest die Zahl der unerwünschten Besucher etwas reduzieren !
Ein paar sind immer hartnäckiger, und so blieb auch ein selbsternannter „Zauberer“ an Bord, dem ich fasziniert zugeschaut habe – bis er mir erst ein, dann ein zweites lebendes Hühnerküken aus der Tasche meiner Uniformjacke zauberte ! Staun! Und noch mehr staunte ich, als er mir die beiden Küken schenkte – und das Schiff verliess ! Na klar, inzwischen hatten mindestens zwei seiner Mitarbeiter alles geklaut, dessen sie habhaft werden konnten – wer dort seine Kammer nicht abschliesst und das Fenster trotz Wärme nicht zumacht, ist selbst dran schuld !
Jedenfalls stand ich nun da, als Ersatzmutter fĂĽr 2 entzĂĽckende KĂĽken!
Der Koch hat mir dann geholfen: er hat die beiden grossgezogen mit Haferflocken und ähnlichem. Während er kochte, sassen die beiden in zwei grossen Schöpfkellen, die an einer Stange an der Wand hingen.
Irgedwann musste mir der Koch jedoch gestehen, dass das eine Küken zu fliegen versucht hat und in der Friteuse gelandet ist – sein Todesurteil! Küki 2 landete nur im verschmierten Fett neben der Friteuse und hat´s überlebt – der Koch und der Küchenjunge hatten den kleinen Fellball bereits mit Eishampoo (!) gewaschen und liebevoll trockengefönt!
Das KĂĽken wuchs zu einer stattlichen Henne heran, die stubenrein war ( sie k..ckte nur in die Fensternischen ) und die fĂĽr ihr Leben gerne Bier aus Kronenkorken trank. Ein betrunkenes Huhn ist echt sehr menschlich!
Irgendwann meinte meine liebenswerte Besatzung, die Henne sei erwachsen und einsam – also bauten sie einen wunderschönen Käfig und kauften einen Hahn!
Entweder war der Hahn zu dumm zum zum , oder die Henne konnte mit dem jungen Kerl nichts anfangen …………. obwohl die Mannschaft Schichtwache am Käfig ging, passierte nichts – vielleicht gerade deshalb !
Die Herren sind ja erfinderisch, also haben sie dann in einem Moment, an dem sie mich weit weg wussten, der Henne Pornohefte gezeigt, Seite fĂĽr Seite…………. aber irgendwie ist ihr der Groschen nie gefallen!
Wir haben beide HĂĽhner später schweren Herzens an ein griechisches Schiff weitergegeben……………….. unter der Bedingung, sie erst zu schlachten, wenn wir weit, weit weg sind!