Blickwinkel auf Chon Buri

der 2. Tag Post-OP

Wir beide haben hier im KH recht gut geschlafen – zumindest die nächtlichen Besucher werden weniger.
TagsĂĽber können die einen ganz schön nerven: : die Blutdrucktussi mit ihrem Lehrling, dem Fiebertermometermädchen, dann die Tropfkontrolleurin, dann die Pipibeutelexpertin, dann die Urin-Entsorgerin, die den Beutel leert, die Pillendreherin, das Feudelkommando, die Lebensmittelexperten ( die Kantinendamen mit der Speisekarte oder den Mahlzeiten), die Körperpflegespezialisten (die zwar jeden Körperteil waschen und pudern, aber das Zähneputzen durch ein Kaugummi ersetzen) , der Dr. Suporn , der Stationsdrache…………und die kommen ja nicht alle gleichzeitig, neeee, jede hat ihren eigenen Rythmus!
Aber alle sind leise, behutsam, freundlich und lustig!

Gesine ist fieberfrei, die starken Schmerzmittel sind abgesetzt, und sie fühlt sich stündlich wohler, auch wenn der Rücken und der Po vom Liegen etwas schmerzen.Auch der Dr. Suporn ist zufrieden, er meint, am Montag könne dann die Tamponage raus.Dann würde das Bougieren beginnen, auf das wir doch recht gespannt sind und so einiges an Angst haben!

Aber Duschen wäre dann wieder möglich für Gesine!
Sie ist allerdings noch recht müde und schläft oft und viel. Aber die ausgezeichnet zubereiteten Speisen schmecken schon wieder, wie das Bild zeigt!

Ich selbst bin zufrieden, glĂĽcklich, und erhole mich von den letzten Tagen und Wochen!

 

Und dabei habe ich Zeit fĂĽr eine kleine „Reportage“, eine Beschreibung, was ich vom Balkon aus so alles sehe und beobachte.
Neben dem KH ist das Schwesternheim, ein trostloser, 8-stöckiger Betonklotz. Doch gleich daneben, auf dem 1. Foto ganz links, ist eine schmale Strasse mit länglichen Reihenhäusern, in denen die Klinikangestellten leben. Das erste dieser Häuser, auf dem Bild links, hat mindestens 8 Wohneinheiten…..kleine Scheibenbungalows !
Im ersten wohnt eine Klinikangestellte, die jeden Abend ganz in Weiss heimkommt. Also keine Ärztin, die tragen hier kein Weiss, sondern eher eine Stationsschwester. Sie wohnt dort mit Mann und Mutter, und drei heissgeliebten Katzen.

Der winzige, betonierte Innenhof ist Katzenspielplatz, wenn sie abends nach hause kommt, sie spielt lange und gerne mit den drei Siams.
Dann bringt sie ein paar Blumen zu einem winzigen Schrein, den ich leider nicht sehen kann, und entzündet einige Räucherstäbchen.
Dort, wo der Fliesenbelag beginnt, beginnt auch der Wohnbereich – dort werden immer, aber auch immer die Schuhe ausgezogen. Kein Thai betritt eine Wohnung mit Strassenschuhen.
Gegessen wird draussen im Vorhof, allerdings wird nach der Mahlzeit alles, auch die Stühle, wieder nach innen geräumt.
Die Familie kĂĽmmert sich auch um die 7 oder 8 Hunde , die auf dem grossen GrundstĂĽck mit der hĂĽbschen Villa leben ….. auf dem 1. Foto gang vorne, das Haus ist rechts sichtbar.
Die Besitzer dieses hĂĽbschen Hauses, das hier schon fast unter „Villa“ zählt, sind wohl abwesend, aber der Garten ist fĂĽr hiesige Verhältnisse riesig und sagenhaft gut gepflegt. Ich denke mir, die Familie der Stationsschwester macht dort auch Hausmeisterarbeiten.
Das langgestreckte Reihenhaus ist eines von 6 sehr ähnlichen Häuser, zwei Reihen , je drei Häuser, die zum Teil wohl auch Appartementblocks sind. Das ganze sieht aus wie der Wohnblock fĂĽr junge Paare, oder fĂĽr Singles mit gutem Job…………tagsĂĽber sind kaum Menschen zu sehen.
Auf Bild 2 seht Ihr parallel dazu noch einen Reihenhausblock, vor dem reges Leben herrscht. Dort wohnen auch Familien mit Kindern, die sich eben am Eis-Fahrrad ihre Plastikbecher mit Eiskugeln und bunten Zuckerstreusseln geholt haben – fast wie bei uns, wo ein Verkaufswagen kommt und bimmelt – nur kommt hier halt ein Fahrrad mit leuchtend gelbem Schirm, bei dem vorne vor dem Lenker die Eisbox montiert ist!
Dieser Wohnblock scheint mir „altmodischer“ zu sein, mehr Familien, mehr Kinder, auch alte Menschen leben dort.Auch sind die winzigen Vorgärten liebevoller geschmĂĽckt, und es stehen Tische und StĂĽhle dort, und die Häuser sind besser gepflegt.
Vielleicht sind diese Häuser Eigentum, und die anderen nur zur Miete?.
Dort habe ich auch beobachtet, dass die Post von einer blauen Mofa mit Beiwagen, beides überdacht, gebracht wird, und dass das Trinkwasser (Leitungswasser ist kein Trinkwasser) in blechernen 3l-Kannen, ähnlich wie altmodische Milchkannen, von einer Mofa mit Beiwagen geliefert wird.
Auf dem leeren Grundstück parken abends ein Tuktuk und einige recht gepflegte Pkw, von denen einer allabendlich fein säuberlich vom Dach bis an die Räder in eine Plastikhülle verpackt wird.
Die meisten Bewohner bewegen sich allerdings mit Mofas oder Motorrädern fort ….. wobei es sowohl moderne japanische Marken, wie auch echte drahtgeflickte Antiquitäten dabei gibt!
Morgens und abends sieht man in dieser Siedlung mehr Zweiräder als in einer normalen deutschen Kleinststadt!
Den rechtes Teil meines „Blickausschnittes“ nehmen kleine Einfamilienhäuser ein. Die GrundstĂĽckspreise sind hier exorbitant hoch, weil der Seewind die Hitze erträglich macht und den Mief und die Abgase der Stadt wegpustet – ein Stadtviertel ohne den Geruch nach GarkĂĽchen, asiatischen GewĂĽrzen und Holzkohle; demzufolge sind die GrundstĂĽcke sehr klein, und Gärten wie den bei der Villa hier neben der Klinik haben Seltenheitswert.
Und strenge Bebauungsregelungen wie „3m Abstand zum Nachbarn“ gibt´s hier wohl auch nicht!
Auch die Hausdächer zeigen einerseits, dass es keine Vorschriften gibt – von Dachpfannen in allen Farben ĂĽber Schindeln bis hin zu Eternitplatten ist alles vorhanden.
Andererseits zeigen sie den relativen Wohlstand dieser Gegend: das in ärmeren Vierteln allgegenwärtige rostige Wellblech fehlt hier völlig!

Obwohl die Siedlung ganz nah am Meer ist, gibt es keinen Zugang zum Wasser, weil es keinen Strand gibt. Wie man auf Bild 2 und 3 im Hintergrund erkennen kann, geht der Wald ziemlich nahtlos in Matsch und Wasser ĂĽber!
So, das war mein heutiger „Blickwinkel“auf Chon Buri!

Liebe GrĂĽsse
Anette